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Die Kamille - eine stille Allrounderin

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Geschrieben von Sonja
Veröffentlicht am 27. Oktober 2021
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Allgemeines Tee Welt Teekultur die zieht!

Im heutigen Beitrag möchten wir die Kamille in den Vordergrund rücken und ihren besonderen Stellenwert hervorheben. Gleich eines vorweg: Die Kamille ist eine Allrounderin und findet in mehrerlei Hinsicht viele Einsatz- möglichkeiten.

Als Teefachhändler möchten wir den Focus in diesem Artikel auf die Echte Kamille (Matricaria chamomilla) legen. Das ist auch die Spezies, die als Tee-Getränk vorwiegend Verwendung findet. Die Echte Kamille wird in der Volkskunde auch gerne als Feldkamille bezeichnet. Ihr Vorkommen hat sich von Süd-Ost-Europa mittlerweile auf ganz Europa ausgeweitet. Sie liebt grundsätzlich den mediterranen Raum, kommt aber heutzutage ebenso im Südamerikanischen Raum vor. Die Pflanze, die rund 30 – 70 cm hoch wird, stellt keine hohen Ansprüche an den Boden. Sie bevorzugt Wärme und Sonne. Die Echte Kamille gehört zu den Korbblütlern.

Charakteristisch im Aussehen sind die Blüten, die aussen einen weißen Kranz an Zungenblüten aufweisen. Die feinen Röhrenblüten im Inneren des Blütenkelchs sind gelb. Geerntet werden die Blütenköpfe – und weil mechanisch nicht besser machbar – mit kleinen Stielansätze unter den Blüten. Die Blüten enthalten die aromatischen und aus heilmedizinischer Sicht wertvollen ätherischen Öle. Stängel und/oder Blätter werden nicht verarbeitet.

Durch die Trocknung verlieren die Kamillenköpfe einiges an Volumen. Trotz sorgfältiger, kühler, trockener und lichtgeschützter Lagerung zerfallen die Blütenköpfe danach leicht. Sollten sich daher in der Packung am Boden die feinen Röhrenblüten absetzen, ist das kein Hinweis auf mangelnde Qualität. Vielmehr ist es eine Bestätigung für gute Trocknung und Konservierung.

Kamillentee weckt Geschmacks-Emotionen

Für Teebeutel wird die Kamille im Feinschnitt verwendet. Für losen Tee und Teemischungen wird sie gerne mit „ganzen Köpfen“ eingesetzt und aufgegossen.

Wer Kamille „pur“ trinkt, nimmt rund 1 TL für 0,25l kochendes Wasser. Die Ziehzeit beträgt 5 – 8min. Das Ergebnis ist ein gelb-grüner, klarer Aufguß. Und schon der Duft verrät: Es handelt sich um blumig-süße Aromen. Im Geschmack setzt sich der Eindruck fort. Die Kamille bietet florale und honigsüße Geschmacksnuancen. Im Abgang findet sich der typische Kamillengeschmack. Für manch einen bleibt am Gaumen eine zart bittere Note übrig. Angenehm – nicht aufdringlich. Natürlich – ehrlich. Vor allem mild.

Die Kamille sorgt in unseren Verkostungsrunden für angeregte Diskussionen. So kann eine Tee-Expertin im Abgang immer wieder etwas Säure erkennen. Aus den Geschäften melden Mitarbeiter/innen, dass die Kamille die Kunden polarisiert. Die Kommentare reichen von „Pfui-Teufel – das trink ich nur wenn ich sterbenskrank bin und es nicht mehr anders geht“  bis hin zu „Bitte gleich eine zweite Packung. Ich liebe den Geschmack.“ Tatsächlich wird die Kamille oftmals mit körperlichen Beschwerden oder Unwohlsein verbunden. Wobei die Kamille zu Unrecht „verteufelt“ wird.

Sie bzw. die ätherischen Öle sollen das Wohlbefinden wieder herstellen und den Körper in Balance bringen. In der Schulmedizin wird der Kamille antibakterielle, beruhigende, austrocknende und entzündungshemmende Wirkung nachgesagt. Sie soll bei Beschwerden im Magen/Darm/Bauch-Bereich aber auch bei Augenentzündungen zum Einsatz kommen und nicht zuletzt als Heilbad (Kamillenöl).

Wer Kamillentee pur per se nicht gerne mag, genießt sie in Kräutermischungen zB mit Lindenblüten, Apfelstücken, Zitronengras, Melisse, Malven, Minze, Lavendel und vielem mehr. In unzähligen Mischungen ist die wertvolle Kamille enthalten und verleiht geschmackliche Süße.

Aber apropos – wir waren experimentierfreudig und hätten hier noch ein paar Anregungen:

  • Geben Sie in Ihre Tasse Kamillentee ein paar Tropfen Ingwer Sirup. Wir finden, das ist eine sehr aussergewöhnliche Kombination von Süße und Schärfe. Ying-Yang in der Tasse sozusagen.
  • Wir haben aber auch schon Kamille als Eistee zubereitet und einige Tropfen Lavendelsirup beigefügt. Fertig war unser Eistee „Camilla on the rocks“.
  • Und zu guter Letzt haben wir vom Kräutergarten einige frische Blütenköpfe gepflückt und damit unsere Sommersalate dekoriert. Der Einsatz ist also vielseitig.

Der Blick über den Te(e)llerrand

Die Kamille ist ein bisschen mehr als nur ein Kräutertee oder eine Tee-Zutat und deshalb schätzen wir ihr umfangreiches Einsatzgebiet. Neben der "Echten Kamille" kommt auch die "Römische Kamille" für Teemischungen zum Einsatz. Es handelt sich dabei um die Kamille mit der lateinischen Bezeichnung Chamaemelum nobile. Vereinzelt darf die Kamille noch „wild“ wachsen und man kann sie auf Wiesen, Feldern und an Wegesrändern bewundern. Es handelt sich dabei meist um andere Gattungen abseits der Echten Kamille. Auf Äckern zwischen Mohn und Kornblumen ist die Farbkombination rot/blau/weiß/gelb ein entspannender Hingucker.

Genau hinschauen und genießen– solange es das noch gibt.

Die Kamille ist auch eine der ersten Blütenpflanzen, wenn es um verlassene Baustellen mit Erdhügeln geht. Sie ist einjährig und keimt schnell mal auf „wildem Gelände“. Einige Kamillenarten werden in der Floristik für Sträuße, Haarkränze und Tischdekoration eingesetzt. Die zarten Blüten lockern Blütenarrangements auf und sind gleichzeitig gute „Platzfüller“.

Nicht zu vergessen ist die Kamille, die in der Kosmetik ihren Einsatz findet. In Cremen aber auch in Haarshampoos. Dort ist sie bekannt für ihre aufhellende Wirkung. Zuguterletzt wird der Duft der Kamille (zumeist naturident oder synthetisch hergestellt) für Raumdüfte und Haushaltsartikel eingesetzt.

Unser Fazit: Kleine Blüte – große Bewunderung!